Berichte von 06/2017

Besser spät als nie

Dienstag, 13.06.2017

Ein Freund hat es schon passend formuliert: Dein Blog liest sich, als seist Du grad gut beschäftigt ;) :D
Recht hat er! Jetzt aber hole ich ein bisschen nach, was ich im letzten Monat nicht geschafft habe.

Model United Nations (MUN)

Dienstag, 13.06.2017

Seit ich 2013/14 mit MUNAM in die Welt der internationalen Politik eingetaucht bin und an Simulationen der Vereinten Nationen teilgenommen habe, hatte ich den Gedanken im Hinterkopf, das noch einmal zu machen. Und wieso nicht im Erasmus-Semester?
Ich habe mich also bei den Krak MUN beworben und konnte dann sogar noch der Delegation der Jagiellonen-Universität beitreten. Als Volksrepublik China vertrat ich vom 28.-30. April chinesische Wirtschaftsinteressen in der G20. Schon bei der Eröffnungszeremonie hatte mich die MUN-Begeisterung wieder gepackt und ich hatte in den folgenden Tagen großen Spaß daran, Reden zu halten, zu diskutieren und Communiqués zu den beiden Themen Digitalisierung und Nahrungsmittelsicherheit auszuarbeiten. Hier ein kleiner Eintrag darüber auf der MUNAM-facebook-Seite.

Natürlich kommt bei so einer Konferenz der soziale Aspekt nicht zu kurz und ich habe viele sympathische Leute kennen gelernt – v.a. Polen, aber auch Deutsche, Briten, Türken, Ägypter etc.


Bei noch mehr Interesse: In der SZ stand vor ner Weile ein interessanter Artikel zu dem Thema (online nur gekürzt verfügbar).

Besuch aus der Heimat!

Dienstag, 13.06.2017

Anfang Mai waren sowohl Franzi und Anja, Münchner Erasmus-Alumnae von letztem Jahr, nochmal nach Krakau zurückgekehrt als auch meine „Kaluppen“ für ein Wochenende zu Besuch.
Letztere hatten leider Pech und standen auf der Hinfahrt lange im Stau. Trotzdem haben wir es noch geschafft, am Freitagabend ein bisschen die Feierkultur zu kosten. Am Samstag waren wir erst zusammen frühstücken und dann in der Universitätssammlung der JU, die von historischen Instrumenten von Kopernikus bis zu einem Brief von Neill Armstrong Forschung über Jahrhunderte umspannt.

Anschließend haben wir trotz Regenwetter 2,5h auf der free walking tour verbracht und wurden dafür wir mit interessanten Fakten und einem guten Überblick zu Krakau belohnt. Abends haben wir uns durch Pierogi mit verschiedensten Füllungen probiert und waren noch in einem Jazz-Konzert.


Franzi und Anja haben noch längere Zeit in Krakau nostalgisch geschwelgt, mich mit in verschiedene Cafés und Bars genommen und noch mehr gute Tipps für meine weitere Zeit gegeben.

Norweger in Krakau

Dienstag, 13.06.2017

Ich hatte schon erwähnt, dass im 6-Jahres-Programm des JU Medical College v.a. Norweger studieren. Die sind in dem Verein „Copernica“ sehr gut organisiert und stellen unglaublich viele Aktionen auf die Beine!

Am ersten Mai-Wochenende fand in Krakau ein Treffen von norwegischen Studentenchören statt, und CoperniChoir hat am ersten Abend ein Konzert organisiert (kein Chorkonzert, wohl gemerkt), das öffentlich war. Dort bin ich mit einigen anderen Medizinstudenten hingegangen, was sehr schön war ? Die Warschauer Frauen-Cover-Band Angry Pops hat eine super Stimmung verbreitet, und die nun schon bekannten norwegischen Elektro-Künstler haben mal wieder sehr beeindruckt :D

Was noch für Talente in den Medizinstudenten hier schlummern habe ich bei einem Talentwettbewerb „Copernica’s got talent“ und bei einem PubQuiz feststellen können. Beides war ein großer Spaß! Es ist echt begeisternd, wie viel Engagement hier an den Tag gelegt wird und was für eine schöne Gemeinschaft darüber entsteht. Es ist natürlich nochmal ein anderes Gefühl in einer Stadt, wo selbst ich schon bekannten Gesichtern über den Weg laufe und ein Jahrgang nur ca. 80 Studenten umfasst.


Inzwischen war ich schon zweimal bei CoperniYoga und konnte zweimal beim Beachvolleyball-Training von CoperniBall mitmachen. Darüber hat es sich ergeben, dass ich ein Team für das Beachvolleyball-Turnier im Rahmen eines Musikfestivals der Norweger gefunden habe. Zusammen mit Anna und Bjørn haben wir es als „Cross Border Beachers“ sogar aus der Gruppenphase ins Viertelfinale geschafft, sind dann aber rechtzeitig rausgeflogen, um die ersten Künstler-Auftritte am Strand des Baggersees Kryspinów nicht zu verpassen. Kurz danach fing es leider an, heftig zu gewittern, und wir sind in eine Holzhütte umgezogen.


Der Höhepunkt der norwegischen Feierlichkeiten war allerdings der 17. Mai. Der Nationalfeiertag wurde mit einem Sektfrühstück begonnen, dann ging es in einer Parade mit traditionellen Trachten auf den Rynek (Hauptplatz) und weiter bis zum Königsschloss Wawel. Dort bin ich dann aus der Uni dazu gestoßen und habe den ersten richtig schönen Sommertag auf einer Bootsfahrt auf der Weichsel und später in einem Schloss im Krakauer Stadtwald verbracht. Mit Live-Jazzband, Buffet, Feuerwerk und Blick über die Weichsel war es wirklich ein einmaliges Erlebnis.

Studentenleben

Dienstag, 13.06.2017

Auch die andern Krakauer Studenten lassen sich nicht lumpen und bereichern das Stadtleben. Mitte Mai wurde der Bereich, in dem mein Wohnheim steht, zu einem großen Feier-Areal (ähnlich wie das StuStaCulum in München). Während der Juwenalia-Festspiele gibt es von jeder Uni aus jeden Abend mindestens zwei Konzerte, d.h. überall ist etwas geboten und die Stimmung ist großartig.


ESN ist außerdem weiterhin sehr aktiv. Ich bin mit Ihnen zum Meeresauge „Morskie Oko“, einem Gletschersee in der hohen Tatra gewandert. Leider hatten wir Pech mit dem Wetter, denn es hat aus tiefhängenden Wolken geregnet und der See war noch teilweise zugefroren und von Schnee umgeben. Trotzdem war es ein schöner Ausflug in die Natur.

Sommerlicher war es Anfang Juni bei der Fahrt nach Szczawnica. Dort sind wir an der Grenze zur Slowakei entlang zum Einstiegsort für eine Floßfahrt auf dem Dunajec gewandert, von wo aus wir 2h durch majestätische Landschaft im Nationalpark Pieniny geschippert wurden.


Vergangenen Freitag hat ESN sogar schon eine Abschieds-Gala organisiert, für die wir auf einem Restaurant mit Dachterrasse waren – der Blick auf Wawel und Weichsel bei Vollmond war einfach unglaublich. Es gab Livemusik, einen DJ und eine gute Gelegenheit, viele Erasmus-Studenten nochmal zu sehen.

Stadtleben

Dienstag, 13.06.2017

Es ist unglaublich, was die Stadt alles bietet – es finden gefühlt zu keinem Zeitpunkt nicht mindestens zwei Festivals gleichzeitig statt. Hier Vollzeit zu studieren, stell ich mir herausfordernd vor o.O
Anfang Mai war ich im Rahmen des „Off Camera“ – Filmfests im Film „sztuka kochania“ über die polnische Aufklärerin Michalina Wislocka (auf polnisch mit englischen Untertiteln). Dann konnte ich kostenlos auf ein Konzert von Dillon aus Berlin, was war ein wirklich magischer Abend war. Trotz der zu dieser Zeit noch unfreundlichen Temperaturen habe ich beim Freiluftkino an der Weichsel ausgeharrt und unter dem Wawel den „Vorleser“ gesehen.


Anfang Juni wurde ich an gleicher Stelle Zeuge einer Drachenparade mit einem eindrucksvollen Feuerwerk.


Einen kleinen Eindruck von den verschiedenen polnischen Biersorten, die in kleinen Brauereien produziert werden, konnte ich auf dem Beerweek-Festival kriegen.


Im Rahmen der Israel-Tage des jüdischen Gemeindezentrums habe ich israelischen Wein verköstigt und zur 25-Jahr-Feier des Goethe-Instituts Krakau bei einer Silent Disco auf dem Rynek getanzt.

Am folgenden Wochenende war die lange Nacht der Synagogen, wo jede der sieben Synagogen Kazimierzs von 22.00 – 02:00 Uhr geöffnet hatte und verschiedenstes Programm geboten hat. Ich habe einen Lebensbaum in der Popper-Synagoge gebastelt und zu einem israelischen DJ in der Tempel-Synagoge getanzt, insgesamt waren 12000 Besucher unterwegs.

 

Zufälligerweise war die Synagogen-Nacht am ersten Tag des Ramadan und ich war vorher in meinem Wohnheim zu einem Iftar-Essen eingeladen. Das war eine tolle Atmosphäre!

Ach, und natürlich ist im mit Cafés gepflasterten Krakau auch zwischendurch Gelegenheit für israelischen Kaffee im Cheder oder ein feudales Frühstück im Mr. Pancake :) :P

Neurologie

Dienstag, 13.06.2017

Jetzt habe ich lange genug über das süße Erasmus-Leben erzählt – ich möchte nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht ;)
Anfang Mai begann der Neurologie-Kurs, den ich im 4-Jahres-Programm der Amerikaner belegt habe. Für vier Wochen ist Dr. Józefowicz mit anderen Dozenten, Assistenzärzten („Residents“) und Medizinstudenten von der University of Rochester in New York gekommen, um ein intensives Kursprogramm abzuhalten. Jeden Tag in „formal attire“ von 8:30 – 15:00 Uhr ausnahmslose Anwesenheitspflicht, in deren Anschluss dann noch Patientenfälle erarbeitet werden mussten. So bin ich oft erst gg. 17:00 Uhr aus der Klinik gekommen und musste bis zum nächsten Tag noch Berichte fertigstellen, Differentialdiagnosen recherchieren und den nächsten Tag vorbereiten. Ein Witz dabei, dass die Bibliotheken ihre Lesesäle schon um 19:00 Uhr schließen! So erklärt sich teilweise, wieso so viele Studenten in Cafés an ihren Unterlagen arbeiten ;) Ich selbst war auch oft in Rock und Bluse noch mit Laptop unterwegs, denn im Wohnheim gibt es zwar ein Lernzimmer, aber ideale Bedingungen sind es nicht.


In der ersten Woche gab es noch einige Wiederholungs-VL für Neuroanatomie, was sehr hilfreich war – wg. der Sprache und auch weil ich Neuroanatomie in der Vorklinik vor 5 (!) Jahren hatte. Dann ging es los mit der Struktur der nächsten Wochen: 2h Vorlesungen für den ganzen Jahrgang, dann 2h Fallstudien in Untergruppen à 12-15 Studenten. Nach der Mittagspause folgten Patientenvorstellungen ebenfalls in diesen Untergruppen und im Anschluss hat man im kleinen Team Patienten gesehen und für die nächste Vorstellung vorbereitet. Die Teams wurden von jeweils einem Medizinstudent aus Rochester betreut, die diesen Kurs als didaktisches Wahlfach belegt haben, nachdem sie in Rochester schon Neurologie abgeschlossen hatten. Für viele war das eine tolle Gelegenheit, zum ersten Mal nach Europa zu kommen, weswegen nicht alle zukünftige Neurologen waren, aber in jedem Fall sehr gute und engagierte Studenten. Die Untergruppen aus ca. 3-4 Teams wurden von drei Assistenzärzten betreut, bei mir waren das Rebecca, Jen und Jenie.

Dr. J’s Vorlesungen entsprachen Wort für Wort dem Skript und auch seine Witze, Anekdoten und Pausen sind genau die gleichen wie in den letzten 20 Jahren (haben mir die Studenten aus Rochester bestätigt). Die Assistenzärzte haben bei ihren Vorlesungen auflockernde Übergangsfolien eingebaut, oft zu ihrem Herkunftsort, und so habe ich neben Neurologie noch etwas über Rochester, Utah und Peru gesehen.

Am bereichernsten empfand ich die Fallstudien, die in Untergruppen besprochen und gelöst wurden. Dabei herrschte anfangs eine angespannte Atmosphäre, aber sobald man ein bisschen warm geworden war, hat man sich getraut Fragen zu stellen und sogar kleine Witze zu machen. Interessant fand ich dabei die sehr anatomische Vorgehensweise: Nach jedem Absatz hieß es erstmal: where does this localize to? Also, wo im Nervensystem liegt der Fehler? Genauso wurde auch bei den Patientenvorstellungen am Nachmittag vorgegangen, und so wurden wir letztlich sehr gut auf die Abschlussprüfung vorbereitet – gottseidank, denn sehr viel Zeit zum eigenständigen Lernen war neben den Präsenzzeiten nicht gegeben! Die zentrale NBME-Prüfung (national board of medical examiners), die wir an Tablets, auf denen wir von den USA aus dafür freigeschalten wurden, abgelegt haben, bestand nämlich aus sehr klinischen Fällen und Fragen. Die Abschlussnote wird dann zu Hälfte aus dieser Punktzahl, zur Hälfte aus den schriftlichen Evaluationen, die jeder Student von den Assistenzärzten der Gruppe erhält, zusammengesetzt.

Neben dem hohen Arbeitspensum war es auch sehr schön, jeden Tag mit der gleichen Gruppe zu verbringen und so echt nette Leute kennen zu lernen. Die Studenten aus Rochester waren oft mit uns unterwegs, z.B. gab es am Ende ein „social“, also ein kleines Abschiedstreffen mit allen, und am Tag der Prüfung hat ein Studentenpaar zur Feier in seine Wohnung eingeladen.

Eine intensive, sehr gewinnbringende Zeit! Neurologie hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht und die Zusammenarbeit in unseren Studenten-Teams lief super, ich habe mich in dem Jahrgang richtig wohl gefühlt.