Musik

Montag, 17.04.2017

Beim monatelangen Lernen auf das Staatsexamen habe ich kaum Musik gehört, da meine Aufnahmefähigkeit einfach erschöpft war. Erst als ich nach dem zweiten Examenstag bewusst ein Musikstück ausgesucht und angehört habe, um runterzukommen, ist mir aufgefallen, wie sehr das mir gefehlt hat. Deswegen bin ich umso glücklicher, dass ich hier in Krakau wieder mehr Zeit und Gelegenheit habe, mich damit zu beschäftigen.

Als erstes habe ich allerdings eine Podcast-App auf meinem Handy eingerichtet und die neueste Produktion von den Machern von Serial heruntergeladen. S-Town hat mich noch nicht wirklich überzeugt, aber zumindest dem Südstaaten-Akzent der Leute zuzuhören, macht Spaß :D Ich werde mich noch weiter umschauen, Empfehlungen habe ich von Stephan und hier und hier und hier. Stephan ist ebenfalls Erasmus-Student am JU Medical College, studiert wie ich in München Medizin und  ist auch bei MeCuM-Mentor aktiv, woher wir uns schon vorher gekannt haben.

Dann habe ich basierend auf den Empfehlungen meines Reiseführers Krakauer Künstler auf Spotify gesucht (wobei es nicht alles gibt) und schnell eine grobe Playlist erstellt, die ich mir in der nächsten Zeit anhören möchte.

Als quasi perfekten Einstieg in meine Zeit in Krakau hat mich Stephan am Dienstag (11.04.) zu einem Konzert von einer Band von norwegischen Medizinstudenten mitgenommen, die er kannte. Als wir ankamen, stellte sich heraus, dass die ganze Bar voller Norweger war, die auf den Beginn des Auftritts warteten, auch Kommilitonen aus meinem ersten Kurs habe ich wieder getroffen. Die Band besteht schon lange und ist erst als Rockband, zwischendurch als Indieband und nun zum ersten Mal mit Elektropop aufgetreten, was sich aus gemeinsamen Jam-Sessions entwickelt hatte. Es war richtig gut! Auch die ganze Bühnen-Show war durchdacht, mit Videos und Nebelmaschine, und die Stimmung war einfach genial. Im Anschluss legte ein DJ, auch Medizinstudent, mit Vinyl funky Tanzmusik auf. Ich bin total begeistert und beeindruckt, was manche Leute neben ihrem Studium auf die Beine stellen.

Am Freitag (14.04.) bin ich mit Zheni abends in einen Jazzclub gegangen, die mir Stephan empfohlen hatte. Man sitzt in kleinen Sitzgruppen um niedrige Tische während auf der Bühne Pianist, Bassist, Schlagzeuger und Saxophonist Livemusik darbieten. Manchmal trat hier wohl auch der international bekannte Krakauer Saxophonist Janusz Muniak, dem der Club gehörte, selbst auf. An unserem Tisch saßen noch zwei Niederländer, die ziemlich erstaunt waren, wie weit sie den Altersdurchschnitt hoben. Und tatsächlich, wenn man sich umschaute sah man lauter junge Leute, die zwischendurch auch tanzten. Ich habe mitgehört, dass ein Gruppe wohl einen der Musiker kannte, aber auch ansonsten ist Jazz in Krakau anscheinend keine Altherrenmusik – das liegt vielleicht an den erschwinglichen Preisen, dem ubiquitären Angebot und dem Erfolg von La La Land ;)

 

Es war ein sehr schöner Abend. Meine Mutter hat mir dann erzählt, dass sie 1990 in Prag auch in genau so einem Jazz-Keller saß :D

 

Wer mich kennt, wird schmunzeln: Natürlich habe ich sofort nach meiner Ankunft in Krakau angefangen, Flyer und Programmhefte einzusammeln und Plakate abzufotografieren ;)

So habe ich gesehen, dass am Ostersonntag (16.04.) abends im neuen Kongresszentrum ein Konzert alter Passionsmusik  im Rahmen des Osterfestivals Misteria Paschalia stattfindet – und Studenten vergünstigte Karten bekommen können. Kurzentschlossen bin ich zur Abendkasse gegangen und habe noch einen guten Platz ergattert :)

 

Das Konzert war der Hammer! Ich kann mich nicht erinnern, schon öfter Barockmusik gehört zu haben, deswegen fand ich es umso spannender mehrere Fagotte, Blockflöten, ein Cembalo und eine Laute (?) in dem außerdem relativ kleinen Orchester zu hören. Die Stücke stammten vom Versailler Hof Ludwig des Vierzehnten, wo Lalande sie für die täglichen Messen komponiert hat und wurden weltweit zum ersten Mal aufgeführt. Es war sehr abwechslungsreich und teilweise passend feierlich-österlich. Der Dirigent Vincent Dumestre war ob des begeisterten Applauses bewegt und hat zwei Zugaben gegeben - eine davon war, glaube ich, ein sehr schöner polnischer Kanon.

Im Anschluss habe ich mich einem kleinen Kulturschock ausgesetzt und bin zu Zheni in eine Karaoke-Bar gegangen. In dem verrauchten Raum wurde v.a. polnische Rockmusik gesungen und es waren sehr nette Leute dabei.

Vielleicht bin ich momentan einfach von allem begeistert, weil es so befreiend ist, das Staatsexamen hinter sich gebracht zu haben und außerdem diese neue Stadt mit so vielen Möglichkeiten vor mir liegt, die es zu erkunden gilt.

Von mir aus kann es gerne so weiter gehen :D

Update: Hier gibts ein Video zu dem Misteria-Paschalia-Konzert.