Polnisch

Samstag, 15.04.2017

Wer schon mal Kontakt zu einer slawischen Sprache hatte, den werden die Unwägbarkeiten der polnischen Sprache nicht total überraschen – ich aber bin im vergangenen Wintersemester mit keinerlei Vorstellungen, geschweige denn Vorkenntnissen, in den Polnisch-Kurs an der LMU gegangen.
Generell fand ich es cool, eine neue Sprache von Anfang an zu lernen. Seit der Schule hatte ich v.a. versucht, meine Schul-Sprachkenntnisse auszubauen bzw. zu erhalten. Weiterhin ist es natürlich wahnsinnig spannend, über die Sprache Einblicke in eine andere Kultur zu erhalten. Beispielsweise haben wir gleich am Anfang gelernt, dass man sich in Polen üblicherweise erst duzt, wenn man sich wirklich gut kennt und sich stattdessen mit Anrede und Vornamen anspricht. „Pani Anna“, also "Frau Anna", wäre das dann bei mir, oder mit einer Verkleinerungs-/Koseform des Vornamens (was witzigerweise nicht zu informell ist).


Dann ging es richtig los mit den Besonderheiten der polnischen Sprache:

  • es gibt nasale Sonderlaute (mit ähnlicher Aussprache wie im Französischen): ą, ę
  • Konsonanten werden in weich, hart und historisch weich oder verhärtet unterschieden und gerne in langer Reihe aneinander gestellt, bis es zischt: z.B. bei szczęśliwy (gücklich) – ich werde mich noch auf die Suche nach der längsten Konsonantenfolge machen, die mir begegnet ;)
  • alles wird dekliniert, also auch Eigennamen, und natürlich gibt es mehr als vier Fälle, sowie grammatikalische Unterscheidungen in Kategorien wie „belebt“ und „nicht belebt“
  • …u.v.m.


Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ich Polnisch später in meinem Leben oft einsetzen muss, gibt es keine bessere Gelegenheit, der Sprache näher zu kommen, als wenn man sich in dem Land selbst aufhält. Außerdem ist es immer wieder unangenehm, im Alltag einfach nichts zu verstehen^^


Ich habe also das Polnisch-Buch aus dem Uni-Kurs mitgebracht und mich beim Goethe-Institut für zwei Sprachtandems angemeldet. Patrycja hat Politikwissenschaften und Literatur studiert und arbeitet jetzt bei einem Radio in Krakau, sie habe ich noch nicht getroffen. Tomasz habe ich schon kennen gelernt: er kommt aus Krakau, studiert auch Medizin an der UJ und wird im September die Prüfung ablegen, die in etwa dem deutschen zweiten Staatsexamen entspricht. Er hat schon in der Schule Deutsch gelernt und könnte sich vorstellen, seine Facharztausbildung in Deutschland zu machen.
Tomasz hat mir gleich eine Packung Karteikarten mitgebracht, mit denen er Deutsch gelernt hat, damit ich üben kann ;) Wir haben die meiste Zeit deutsch gesprochen, meine zwei polnischen Sätze waren schnell gesagt^^ Gleich im Anschluss habe ich mir duolingo herunter geladen, eine App zum Sprachen lernen. Mal gucken, wie weit ich damit komme.

Powodzenia!

P.S.: Ich habe Google-Translate wirklich sehr zu schätzen gelernt und bin erstaunt, wie gut es funktioniert - auch für ganze Webseiten!

Update: Ich habe Ricarda aus Hannover kennen gelernt, die seit vier Jahren in Polen lebt und jetzt langsam sagen würde, dass sie flüssig sprechen kann. Ich werde in meiner Zeit hier also wahrscheinlich nur an der Oberfläche kratzen. Dobre!